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Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele:
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Zitat
Wilhelm Busch

Geocaching

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Donnerstag, 22. August 2013

Tag 4 aus der Sicht von Viktoria

Da Vic parallel Tagebuch in Papierform führt und dieser Tag total heftig für uns war kann man die Situation aus ihrem Tagebuch noch einmal nachlesen
21.08.2013 - Tag 4
So wurden wir bisher noch nicht geweckt. Um 8.50 (der Wecker stand auf 9.00) hörten wir im Zimmer ein freundliches: Hola. Die Putzfrau war bereit zur Tat. Wir lagen aber noch im Bett, und als auch sie das registrierte, schloss sie die Tür schnell wieder von außen. Da wir ja nun wach waren, konnten wir auch aufstehen. Bei der morgendlichen Balkoninspektion stellten wir erstaunt fest, dass es regnete. Da auf den Kanaren im August durchschnittlich ein Regentag zu erwarteten ist, dachten wir eigentlich, dass dies gestern schon geschehen ist, aber nun gut. Erst mal frühstücken. Das beinhaltet wie immer einreichhaltiges Angebot. Ach ja, vorher hatten wir erneut eine Nachricht im Zimmer, dass wir uns ander Rezeption melden sollten, was konnte das nun wieder bedeuten? Jetzt der Rausschmiss? Nach dem Essen erfuhren wir, dass es sich lediglich um die HP+ Nachbuchung handelte, man wußte nicht dass das gestern Abend schon geklärt wurde. Glück gehabt!
Frisch gestärkt ging es an die Tagesplanung. Eigentlich hatten wir eine kleine Barranco-Wanderung, verbunden mit einem Multi-Cache und anschließendem Strandbesuch ganz in der Nähe geplant. Doch da machte uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Da es ja gestern schon geregnet hatte und heute nun auch tröpfelte, war die Barranco-Tour nicht zu empfehlen, es könnte durch die Näße zu Steinrutschen kommen. Strandwetter war dies ohnehin nicht. Also, was nun? Wegen des Regens und des Nebels wollten wir auch keine lange Autotour einplanen, schon gar nicht auf den Serpentinen hier. Im Reiseführer entdeckte ich eine Tour durch die Strand- und Dünenlandschaft von Maspalomas. Diese Dünen standen bei uns sowieso auf dem Urlaubsprogramm, zumindest wollten wir sie mal gesehen haben. Und die Rother-Tour von 2,5 Stunden kam da wie gerufen. Da es bedeckt war, bestand keine Gefahr eines Sonnenstichs in der Wüste! Passt doch! Außerdem war die Luft so drückend und schwül, dass jede Anstrengung tödlich gewesen wäre. Da kommt so ein easy Strandspaziergang doch genau richtig.
Gesagt, getan, ausgerüstet und los. Nach Maspalomas kommt man bequem über die Autobahn, also auch keine anstrengende Serpentinenstrecke. Vor Ort angekommen waren wir erst einmal erschrocken über den Touri-Faktor und die Häßlichkeit des Ortes. Da ist unser kleines Mogan doch ein Schmuckstück dagegen. Hier war es völlig überfüllt, nur kaputte Leute. Dies spiegelte sich auch in der Parkplatzsuche wider. Es gab nämlich keinen! Wir mussten schließlich wieder ein ganzes Stück zurück fahren, um Frau Bach adäquat abstellen zu können. Der Startpunkt der Rother-Wanderung liegt an einem Leuchtturm in Meloneras, wohl einem Stadtteil von Maspalomas. Hier liegt auch ein Cache, da es hier aber Ultra vermuggelt ist, wollten wir den evt. am Ende unserer Runde angehen. Zunächst waren wir wirklich überfordert mit dem Touri-Aufkommen hier, ein kleiner Kulturschock, den wir bei einer Zigarette verdauen mussten. Wenigstens der Klang der durch Wellen umspülten Steine war vertraut und schön.
Die Wanderung sollte zunächst für ca 4 km den Strand entlang führen. Doch schon nach den ersten Schritten im Sand merkten wir, wie anstrengend das war. Die Wanderstiefel fühlten sich gleich 3x schwerer an als sonst. Dazu kam die unglaublich unangenehme Atmosphäre hier. Alles voller Bade-Touris, Liegen, Sonnenschirme etc. Hier waren wir in unseren Komplett-Wanderoutfits mit Rucksack, Trinkschläuchen, Wanderstiefeln doch etwas overdressed. Dementsprechend wurden wir auch beäugt, was uns wiederum egal ist. Wir finden es eher schlimm all diese Leute sehen zu müssen! Die Rother-Strecke am Strand ging uns sehr bald auf die Nerven und wir beschlossen den Angriff nach vorn: einfach quer Feld ein und mitten durch die Dünen die Strecke abkürzen. Diese Entscheidung wurde, natürlich, auch davon beeinflusst, dass mitten in der Wüste tatsächlich noch ein paar Dosen liegen sollten. Also ging es, den Rücken zu den Strand-Touris, direkt in die Sandwüste. Und je mehr wir uns vom Strand entfernten, desto beeindruckender wurde die Landschaft. Weißer Sand, wellenförmig vom Wind in riesige Dünenlandschaften verweht.
Das Wandern war immer noch anstrengend aber die Natur machte das wett! Nächster Vorteil war, dass man hier kaum einer Menschenseele begegnete, außer den paar Nudisten, die hier ihre Ruhe suchten. Herrlich. Anhand des GPS näherten wir uns allmählich der ersten Dose. Dann kamen uns aber doch die ersten Bedenken. Eine Dose in der Wüste? Wo zur Hölle soll man die denn suchen? Und dann auch noch bei Wanderdünen? Kranker Scheiß! Nach und nach tauchten im Sand aber doch hin und wieder Gestrüppe, dann sogar kleine Bäumchen auf. Ok, das erhöhte die Chance, die Dose ohne größere Umgrabungen zu finden. Und so wars dann auch. Unter einem Bäumchen fanden wir, getarnt durch einen Steinhaufen (wie kreativ) die Dose. Schön. Also ab zur Nächsten, wieder mitten durch die Wüste. Es war wirklich eine gute Entscheidung, diese Tour nicht bei prallem Sonnenschein zu machen, das wäre tödlich. Es war so schon anstrengend genug durch den Sand bergauf- und -ab zu laufen. Die nächste Dose brachte uns zurück in die Zivilisation, quasi auf die andere Seite des Dünenfeldes, direkt vor ein RIU-Hotel. Hier war auch der Durchgang von der Promenade ins Dünen-Gehege. Dementsprechend war das Muggel-Aufkommen recht hoch, aber es ging. Vom Cache trennte uns eine Mauer, und wie immer stellt sich dann die Frage: auf welcher Seite ist er denn? Vom Strand aus gesehen war hinter der Mauer eine kleine botanische Ausstellung von Kakteen und Palmen, geziert von Lavagestein. Dank des Hints gingen wir davon aus, das die Dose auf dieser Seite sein musste. Das Gelände sah zwar so aus, als dürfte man es nicht betreten, dem war aber nicht so, und nach kurzer Suche wurden wir fündig. Freu.
Nach einer kurzen Pause wollten wir die Route fortsetzen, denn an diesem Punkt genau stießen wir wieder auf die Rother-Route, die der Rückweg war. Noch während wir pausierten, fiel uns ein Typ mit rotem Rucksack und gelbem Handtuch in der Hand auf, der uns, während er an uns vorbei ging, komisch anglotzte. Nach ein paar Metern blieb er stehen, glotzte abwechselnd in die Dünelandschaft und dann wieder zu uns. Naja, wir boten ja auch eine merkwürdigen Anblick im Vergleich zu den ganzen anderen Touris im Strandoutfit, wie gesagt, overdressed. Nach der Rother-Wanderung sollten wir den Holzpfählen mit der blauen Markierung folgen. Die Orientierung in den Dünen ist durch die Verwehungen nicht leicht, deshalb gibt es diese Pfähle, die verschieden Wege markieren in rot, gelb und Blau. Weil das Laufen im Sand sehr anstrengend ist, legten wir immer wieder kurze Verschnaufpausen ein. Nach kurzer Zeit fiel uns der Typ mit dem roten Rucksack auf, der parallel zu uns in die gleiche Richtung lief. Auffällig war, das er, wenn immer wir stoppten, auch anhielt und sich scheinbar gleichgültig in der Wallachei umschaute. Merkwürdig. Doch erst mal dachten wir uns nix weiter dabei und wanderten weiter. Doch bei jedem unserer Stopps hielt auch er an, einmal schob er sich sein T-Shirt hoch und kraulte sich den Bauch. Nun wurden wir mißtrauisch. Der verfolgt uns doch! Ich erzählte Stephan von meinen Bedenken und er hatte davon gelesen, dass es hier an den Stränden Leute gibt, die gezielt darauf aus sind, nackte Menschen zu beobachten. Ach so, dann glaubt der wir würden uns ein stilles Örtchen suchen um nackt zu Sonnen und hofft, uns beobachten zu können. Na, soll der mal glauben was der will, das wird er nicht zusehen bekommen! Der wird nach ein paar 100 Metern schon feststellen das wir uns nicht ausziehen wollen, sondern Wandern (was eigentlich das Outfit schon sagt!).
Wir folgten also weiter der blauen Markierung, waren nun aber doch etwas in Lauerstellung, da wir keinen Bock hatten, von so einem Voyeur verfolgt zu werden. Immer mal wieder war er außer Sichtweite, doch dann tauchte er unvermittelt hinter der nächsten Düne wieder auf und beobachtet uns. Nur wenn man ihn direkt ansah tat er so, als würde er die Landschaft genießen. So langsam wurde der Typ mir aber doch immer unheimlicher. Schließlich verfolgte er uns schon eine ganze Weile. Was für ein Aufwand um jemanden nackt zu sehen! Zumal es hier genug Menschen gab, die er ohne so viel Aufwand hätte beobachten können. Und dann kamen mir die Gedanken analog zu den vielen Krimis, die ich immer lese. Was ist, wenn der Typ gar kein Spanner ist, sondern an unsere Wertsachen will, und er bisher nur noch nicht die günstige Gelegenheit gefunden hat? Meine Gedanken überschlugen sich: wir, augenscheinlich zwei Rucksack-Touris, haben doch alle Wertsachen bei uns. Hier in der Wüste gibt es zahlreiche Gelegenheiten, jemanden unbeobachtet zu überfallen, das bekommt kein Schwein mit! Außerdem war der Typ offensichtlich ortskundig, denn er tauchte immer wieder unvermittelt auf, als ob er wüßte welchen Weg wir gehen. Und er starrte uns auch immer wieder an! Nach ca. einer halben Stunde hing er immer noch an uns dran. Diesen Aufwand betreibt kein Spanner, das schwöre ich! Da gibt es hier leichtere Beute! Scheiße. Wir hatten ein Problem am Hacken, im wahrsten Sinne! Und weit und breit keine Zuflucht, geschweige denn Menschen in Sicht! Und der Typ genoss anscheinend Heimvorteil. Langsam stieg echt Panik in mir auf, und auch Stephan konnte nicht mehr an die Voyeur-Theorie glauben. Verdammte Axt, was nun?
Da der Typ offensichtlich die verschiedenen Wege hier kennt, beschlossen wir, querfeldein weiter Richtung Strand (und ich sage es ungern aber in dem Fall stimmt es, rettende Menschenmenge) zu gehen und die vielen Dünen für uns als Tarnung zu nutzen, schließlich verfolgt er uns nicht auf dem selben Weg, sondern war immer darauf bedacht, irgendwie parallel zu uns zu gehen. Es begann, zumindest in meinem Kopf, eine regelrechte Hetzjagd! Der Typ war nun schon mindestens 45 Minuten an uns dran und machte mir immer mehr Angst! Mit Hilfe des GPS (Gott sei Dank - wir sind Geocacher!) schlugen wir Haken zwischen den Dünen und erhöhten unser Tempo so gut es das Terrain zuließ. Ich stieß schon leicht an meine Grenzen, aber stehen bleiben wollte ich ums Verrecken nicht bis wir den Typ losgeworden sind! (Ach ja, später im Hotel tauften wir ihn Dessert Devil) Nach ein paar Windungen und Biegungen schien es tatsächlich so, das wir ihn abgehängt hatten. Glück gehabt, aber wohl war mir immer noch nicht beider Sache, ganz im Sinne der klassischen Paranoia schaute ich mich immer wieder um. Wir waren nun aber glücklicherweise in einem Gelände, wo wenigstens sehr vereinzelt wieder Menschen, wenn auch nackt, waren. Doch die waren immer noch so verstreut, dass dazwischen viel Platz für Untaten war. Aber augenscheinlich hatten wir es geschafft, den Typen abzuschütteln, zumindest hatten wir ihn ca. 15 Minuten nicht mehr gesehen.
Bis er unvermittelt doch wieder ganz in unserer Nähe auftauchte! So eine scheiße. Und dann wurde meine Panik echt groß! Vorher hatte ich noch optimistisch gedacht, es wäre doch ein Spanner, der einfach sehr hartnäckig ist, doch nun, Pustekuchen! Nach einer geschätzten Stunde ist er uns immer noch auf den Fersen, bleibt stehen wenn wir stehen bleiben und beobachtet uns. Meine Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Stephan stellte dann fest, dass uns Dessert Devil erst dann wieder gefunden hat, als wir wieder auf einem offiziellem Wanderweg unterwegs waren, die Zeit im "Off" hatten wir Ruhe vor ihm. Das hieß also, runter von den Wegen. Als er so unvermittelt wieder auftauchte, hatte ich so einen Schiß, dass ich in Betracht zog, einen der Sonnenanbeter irgendwie um Hilfe zu bitten. Oder ich wollte wenigstens in der Nähe einer der nackten umherwandernden Menschen bleiben. Doch Stephan behielt zum Glück einen kühlen Kopf, und auch ich wußte, dass der Typ auf keine Fall meine Panik sehen durfte, also riss ich mich zusammen, es musste weiter gehen. Also diesmal wieder per GPS fernab der Wege, auf der schnellsten Route zum Strand, dahin wo viele Leute sind! Ich war zwar noch nicht am Rande eines Nervenzusammenbruchs, aber das war schon ein ganz krankes, bedrohliches Gefühl! Das hatte ich so auch noch nicht. Körperlich hätten wir beide gut eine Pause gebrauchen können, aber nicht hier, ohne Menschenseele, und mit dem Typen, der gerade wieder außer Sichtweite war.
Mit letzter Kraft, und das ist kaum übertrieben, kamen wir am Strand an und nutzten hier einen Busch als Tarnung, um die verdiente Pause zu machen. Unsere Köpfe waren hochrot, und mal wieder wurden wir angeglotzt, aber das war mit egal. Hauptsache unter Menschen! Ich glaubte zwar immer noch, dass der Typ uns weiter sucht, aber hier war genügend Publikum, was soll da passieren. Trotzdem hatte ich, nachdem wir wieder einigermaßen auf dem Damm waren, keinen Bock mehr auf Maspalomas und diesen Scheiß. Ich wollte nur noch weg! Wir machten uns auf den Rückweg zum Auto. Der Dessert Devil hat uns so paranoid gemacht, das wir sogar auf diesem Weg ständig hinter uns geschaut haben und die Farbe Rot war plötzlich omnipräsent! Aber wir haben es geschafft und Stephan brachte uns dann sicher wieder nach Hause. Schnell Bier gekauft, das muss unbedingt sein, nach diesem körperlichen und auch echt psychischen Stress, und ab auf den sicheren Balkon! Da will man mal gemütlich, stressfrei, ohne Anstrengung.... Ich glaub's noch gar nicht so richtig.... Wir wissen ja nicht, was der Typ im Schilde führte, aber bestenfalls haben wir hier echt Schwein gehabt. Das hätte auch richtig fies enden können! Hier aufgeschrieben klingt das alles gar nicht so dramatisch, aber in der Realität war das unglaublich bedrohlich. Abschließend kann man sagen dass Stephan und ich da das Dream-Team sind, und ich denke, das wir wirklich das Beste aus der Situation gemacht haben, was uns möglich war. Und schlussendlich haben wir den Dessert Devil ja auch abgeschüttelt. Krass! Das will ich nicht noch mal erleben. Ergo: meide Touri-Gebiete weiträumig, lieber ab in den Wald!!!

Position:Lugar Lomoquiebre,Playa de Mogán,Spanien

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