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Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele:
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Zitat
Wilhelm Busch

Geocaching

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Sonntag, 23. Februar 2014

Winter Biwak ohne Winter

Ungeduldig Sitze ich auf dem Sofa und starre auf mein Handy. Ich wartete auf die erlösende Nachricht, jetzt geht es los. So muss sich als Kind die Vorfreude auf Weinachten angefühlt haben.
Der Grund für diese Kindliche Vorfreuden ist ziemlich banal. Ich gehe mit Felix Zelten nur eine Nacht und statt die Natur in exotischen Gefilden zu genießen, geht es nur zwei Dörfer weiter.
Seit ca. zwei Jahren planen wir einen Ausrüstungstest, wir wollen uns über allerhand Outdoor Schnickschnack austauschen und herumspielen. Nach so langer Zeit hat es endlich geklappt und eigentlich sollte es ein Winterbiwak werden um unsere neuen Schlafsäcke zu Testen.
Doch der Winter ist nicht unserer Freund er kommt wenn man ihn nicht braucht und verschwindet wenn man Freude auf Schnee verspürt. Zusammenfassend kann man sagen "Der Winter" ist ein Arschloch.
Das besondere an der Geschichte ist das Felix auf ein Privatgelände zugriff hat wo es eine Feuerstelle, Holzbänke und einen kleinen See gibt. Wir können uns also ungestört ausbreiten und mit Outdoorausrüstung spielen ohne von einem Förster aus seinem Wald gejagt zu werden.
Es gibt sogar ein Freiluftklo, Outdoorherz was willst du mehr.

Die ersehnte Nachricht:"Ich Fahre jetzt los" erscheint im Display meines Handys. Ich wuchte den total überfüllten Rucksack auf meine Schultern und schmeiße mich dabei fast zu Boden. Der Rucksack wiegt über 30 Kilo und alles was an Kochern Planen und Zelten bei mir so rumdümpeltet ist eingepackt. Wir wollen ja nicht wandern sondern direkt mit dem Auto zum Biwakplatz vorfahren.
Kurze Zeit später Sitze ich schon bei Felix im Auto, der Passat ist voll mit Rucksäcken, Feuerholz und Werkzeug zur Holzbearbeitung. Zu meiner Überraschung hatte Felix noch eine Kettensäge, Spalthammer und Handbeil mit dabei.
Die ganze Situation hat etwas von einer Expedition in die einsame Wildnis von Kanada, wir fuhren aber nur für eine Nacht zwei Dörfer weiter.
Wir können uns in der Situation selbst nicht sehr ernst nehmen und lachen ausgelassen über diese bescheuerte Idee.
Am Gelände angekommen stellten wir fest das an ein direktes Vorfahren nicht zu denken war, der Feldweg war eine Sumpflandschaft. Alles hatten wir dabei nur kein Geländefähiges Fahrzeug.
Also schleppten wir unsere Expeditionsausrüstung wie die Sherpas die ca. 500 Meter durch den Schlamm. Mit einer Tour war es aber nicht getan wir mussten noch ein zweites mal gehen, und beschlossen dabei das Feuerholz im Wagen zu lassen. Sonst hätten wir noch ein drittes mal laufen müssen. Vor Ort gab es ja Feuerholz und wir wollten es am nächsten Morgen wieder auffüllen wenn unser Gepäck um 4 Flaschen Wein 15 Liter Wasser und 5 Liter Benzin leichter geworden ist.
Auf dem Gelände ließ ich erst einmal alles auf mich wirken, das Gelände Ist super nur die halbe Tonne Ausrüstung wirkte etwas skurril.

Nach einer kurzen Führung begannen wir mit dem Aufbau eines Regenschutzes direkt an der Feuerstelle. Sollte das Wetter umschlagen können wir im trockenen noch bequem am Feuer sitzen und Kochen.

Als wir fertig waren scherzte ich das die Mühe umsonst sei weil der Wetterbericht keinen Regen am Abend angesagt hat. Kaum habe ich die Worte beendet fing es an zu regnen. Flink wie die Wiesel verfrachteten wir unser Gepäck zum Schutz unter die Plane und mussten wieder herzlich lachen, das sollte uns aber bald vergehen.

Wir beschlossen erst einmal das Feuer in Gang zu bringen je länger der Regen andauert desto schwieriger wird es. Felix spaltete Holz und ich reinigte die Feuerstelle vom nassen Laub.
Dabei mussten wir feststellen das unser Feuerholz frischer Baumschnitt ist und das gut abgelagerte liegt natürlich im Auto.

Die Dämmerung setzte langsam ein und wir hatten beide keine Lust auf das klassische Feuer machen. Kurzerhand wurde eine wenig Benzin der Kettensäge zweckentfremdet und nach einigen Startschwierigkeiten hatten wir ein schönes Lagerfeuer, der Regen war natürlich genau in diesem Augenblick vorbei.
Wir beschlossen zur Entspannung das verbleibende Tageslicht zum Armbrust schießen zu nutzen. Unsere Zelte können wir ja im Blindflug aufbauen. Unser Motto des Tages:"Wenn es einfach währe, währen wir nicht hier".

Die Dämmerung schritt voran und natürlich musste jetzt der Regen wieder einsetzten. Uns war klar, die Zelte mussten so schnell wie möglich aufgebaut werden sonst haben wir klitsch nasse Innenzelte und eine ungemütliche Nacht vor uns.
Der Regen wurde stärker und wir hektischer, Felix brachen zwei Fixpunkte für das Innenzelt und ich haben mein Gestänge Falsch eingefädelt. Die Zelthüllen sind mittlerweile völlig durchnässt und die Stimmung auf dem Tiefpunkt. Hier waren echte Experten am Werk.

Als wir endlich Schlafsäcke und Isomatten im Zelt hatten hörte natürlich der Regen wieder auf. Ein wenig geknickt gingen wir zum Feuer was wir natürlich vernachlässigt hatten. Wir brachten es zum laufen und Felix sägte mit der Kettensäge aus einem Baumstamm noch eine Schwedenfackel.
Zum aufwärmen gab es erst einmal einen kleinen Schluck aus dem Flachmann, das Wetter ist nass kalt bei ca. 5 C° irgendwie ungemütlich.
Wir sahen mittlerweile aus als würden wir schon 3 Monate hier hausen, alles war voller Schlamm und außer unserer Frustrationstolleranz haben wir nichts getestet.

Höchste Zeit einen unserer hochwertigen Weine anzutesten. Jetzt kommt am Feuer auch Gemütlichkeit auf und wir philosophieren über Gott und Kochtöpfe. Der Blick in das Lagerfeuer hypnotisiert uns förmlich.

So langsam überkam uns der Hunger und wir fingen an zu Kochen. Die Menüfolge bestand aus Felixs's weltberühmter Camping Tomaten Suppe und ich steuerte ein Pfannenbrot mit Speck und Zwiebeln bei.



Die Tomatensuppe war etwas ziebellastig und mein Pfannenbrot hatte die Konsistenz von Kaiserschmarrn. Aber und das ist das wichtigste, es war alles sau lecker und die Stimmung ist auf dem Hochpunkt. Den Abend ließen wir bei Rotwein im Schein der Schwedenfackel ausklingen. Ein Blick auf das Thermometer zeigte mittlerweile 0 C° an, aber das Feuer wärmte gut.

Der Abend war sau gemütlich und wir genossen einfach das sein. Wir haben unser persönliches Glück bei Feuer und Tomatensuppe gefunden, etwas Weingeschwängert diskutierten wir noch über die Einfachheit des Lebens und Outdoor Krempel.
Auch der schönste Abend neigt sich dem Ende zu und wir krochen in unsere nassen Zelte. Die Schlafsäcke waren aber trocken. Ich machte mir noch ein paar Gedanken über meinen neuen Daunenschlafsack, würde er bei der Luftfeuchtigkeit warm halten? Und wird er überhaupt warm halten das war meine erste Nacht in diesem Schlafsack. Todesmutig zog ich mich bis auf die Unterwäsche aus und schlüpfte in den Schlafsack, und siehe da ein wohlige wärme umgibt mich. Wir hatten immer noch 0 C° und der Schlafsack soll bis -9 C° warmhalten.
Die Nacht war angenehm warm und ich habe bis 8:00 Uhr durchgeschlafen ohne zu frieren. Da habe ich schon ganz andere Nächte erlebt.
Am nächsten Morgen verließ ich mein warmes Heim nur sehr ungern, aber ich hörte den Felix schon Feuerholz machen.


Die Sonne stand noch tief und ein eisiger Wind pfiff uns um die Ohren. Der guten Laune tat es aber keinen Abbruch wie man sieht.

Nachdem das Feuer lief gab es erst einmal Kaffee und Bushmann Tee das bringt wärme in den Körper.


So recht wollten wir noch nicht aufbrechen, die Sonne kam hervor und unsere Zelte mussten noch trocknen. Der Wind war so stark das wir unser Equipment nur an einen Baum halten mussten und dort blieb es einfach kleben.



Wir überbrückten die Trockenzeit noch mit Armbrustschießen und relaxen in der Sonne. Wir waren uns einig, hier wollen wir gar nicht mehr wech. Doch gesellschaftliche Verpflichtungen zwingen uns zur Heimkehr.


Ich versuchte mich noch als Fotograf und schmiss mich todesmutig in den Dreck um dieses Foto zu schießen.

Nachdem wir schweren Herzens unser Gerümpel wieder zum Auto geschafft haben viel uns ein das bei unserer Ankunft gestern sich ja der Reisverschluss von Felixs's Brusttasche verabschiedet hat. Eigentlich kein Problem, nur steckte der Autoschlüssel in der Tasche. Aufschließen ging noch, durch Drücken auf die Fernbedienung in der Jacke. Nur fahren geht ohne Schlüssel nicht. Alles reißen brachte nichts, es lösten sich eher die Nähte in der Umgebung als der Reisverschluss selbst. Ein beherzter Einsatz des Outdoormessers in Herznähe brachte den Erfolg und der Reisverschluss gab den Schlüssel wieder frei. Da fällt mir spontan ein Spruch ein:"Wenn es einfach währe, währen wir nicht hier".
Wir brachten noch das Feuerholz aus dem Auto zum Lagerplatz und fuhren nun endgültig Richtung Zivilisation.
Fazit
Wir haben nur die neuen Schlafsäcke wirklich testen können, aber das ist total nebensächlich. Dieser kleine Ausstieg aus dem Alltag, mit allen Höhen und Tiefen war genial. Man benötigt nur eine halbe Tonne Equipment ein wenig Tomatensuppe und ein Feuer. Das Rezept zum glücklich sein.
Und nie vergessen:"Wenn es einfach währe, währen wir nicht hier".

Position:Irgendwo im Dreck