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Zitat
Wilhelm Busch

Geocaching

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Mittwoch, 8. Juli 2015

La Gomera Tag 13 El Cedro und El Tunel

Wir sind auf den höchsten Berg der Insel gewandert, wir haben steile Felswände erklettert und haben verrückte Menschen getroffen. Heute war es Zeit mal etwas Anderes zu erleben. Das Wetter ist heut komisch, es ist immer noch heiß aber die Insel ist unter einer Dunstglocke verschwunden, es gibt so gut wie keine Fernsicht. Genau der richtige Augenblick um in den Untergrund zu gehen.

Wir machten heute einen Ausflug nach El Cedro, einem Mini Dorf in den Bergen. Unterwegs passierten wir noch einen Aussichtspunkt der uns von unserer früheren Reise noch sehr gut in Erinnerung lag. Dort stellten wir noch schnell ein Foto von damals nach und genossen noch kurz den Ausblick. Das macht man hier halt so.

 

Ich freue mich schon zu Haus die nachgestellten Bilder mit denen vor fünf Jahren zu vergleichen. Weiter ging es nach El Cedro, die Fahrt war unspektakulär, Serpentinen und Serpentinen. Das änderte sich aber ab der Zufahrt nach El Cedro, die Strecke ist mir noch sehr gut im Gedächtnis. Wir nannten sie damal die Klackerstraße. Und diesen Namen verdient sie immer noch und rührt daher, dass die nennen wir es mal Straße nicht asphaltiert ist sondern aus einem losen Verbund aus Steinplatten besteht. Und wenn man drüber fährt entsteht ein sehr prägnantes Klacken, das man selbst im Inneren des Fahrzeuges hört. Es klingt als hätte man mehrere kaputte Radlager am Fahrzeug.

Die Straße ist nicht mal breit genug das sich zwei Flöhe überholen könnten aber die Gomeros haben echt Humor und zeigen das gern mit lustigen Straßenschildern. Von der Klackerstraße ging ein Trampelfad in den Wald ab und davor stand ein Schild, für Busse Durchfahrt verboten. Abgesehen davon das ein Bus niemals die erste Kurve der Klackerstraße hätte passieren können, was soll ein Bus denn im Wald.

Ich erwähnte ja das die Straße sehr schmal ist, aber die Krönung war ein Reinigungstrupp der einen Graben säuberte. Sie stellten ein Schild auf, Achtung: Fahrbahn verengt.

Die Straße ist übrigens in beide Fahrtrichtungen frei gegeben und in jeder Harnadelkurve hoffte ic, dass uns Niemand entgegen kommt, ich wüsste nicht wohin man ausweichen sollte außer in den Abgrund des Waldes.

Aber alles ging gut und wir parkten entlich in El Cedro. Der Grund für unsere heutige Tour ist ein 500 Meter langer Tunnel, der zu einem Wanderweg gehört. Dort war auch irgendwo ein Geocache versteckt. Und den wollten wir finden, aber hauptsächlich wollten wir durch den Tunnel einfach aus Spaß. Wir lasen im Internet, dass einen Tag vorher jemand durch den Tunnel ist und das Wasser kniehoch in ihm stand. Das klingt doch nach Abenteuer. Wir packten extra Sandalen bzw. Flip Flops ein um munter durch den wassergefluteten Tunnel zu waten.

Nach kurzer Verwirrung fanden wir auch den Eingang, den wir vor fünf Jahren schon einmal gesehen haben, wir hätten damals nie damit gerechnet das man da durch darf oder kann.

 

Ach ja, vor fünf Jahren sind wir auch nicht bis nach El Cedro gefahren, unterwegs gab es einen Parkplatz, ich dachte das die Straße unbefahrbar sei. Nach heutigen Kenntnissen aber kein Problem. Oder wie es unser Wanderführer ausdrücken würde, wenig gepflegter Fahrweg aber sehr gut zu Fahren.

Zu unserer Überraschung war der Tunnel trocken und wir behielten die Wanderschuhe an. Immer weiter verschlang uns der Berg mit seinem dunklen tiefen Maul. An einigen Stelle tropfte Wasser von der Tunneldecke und die Wassertropfen wirkten im Schein unserer Lampen wie kleine Diamanten, die nur darauf warten von der Tunneldecke gepflückt zu werden.

 

Mittlerweile sind wir so tief im Berg das wir weder Ausgang noch Eingang sehen können. Ein leicht beklemmendes Gefühl, aber irgendwie auch aufregend und spannend. Mittlerweile war auch immer mehr Wasser im Tunnel aber nicht mehr als fünf Zentimeter.

Ich entdeckte einen Reflektor, der an der Decke angebracht wurde und das war das Zeichen hier ist der Geocache und wir fanden ihn auch.

Umdrehen wollten wir aber noch nicht, irgendwo muss der Tunnel enden und wir wollten erkunden wo das ist und was dort ist. Das Wasser reichte uns mittlerweile bis zu den Knöcheln.

Und plötzlich tauchte in der Ferne ein kleines aber helles Licht auf, der Ausgang. Aber das Wasser wurde mit jedem Schritt tiefer. Im engen Tunnel wollten wir unsere Schuhe nicht umziehen und so beschlossen wir einfach ganz pragmatisch, mit den dicken Wanderschuhen einfach mal durch knietiefes Wasser zu waten, und es war verdammt kalt. Morgen haben wir keinen Mietwagen mehr und wir können keine Tour mehr machen, dafür können morgen die Schuhe trocknen.

Wir stapften durch die braune Brühe und mich bekam ein wenig Unbehagen. Meine Beine sind voller angekratzter Mückenstiche und ich wate durch diese Brühe. Wird schon gut gehen dachte ich mir.

Und endlich erreichten wir den Ausgang. Wir waren schon öfter in solchen Tunneln und ich finde, dass man in so beengten Räumen und der Dunkelheit das Gefühl für Zeit und Entfernungen verliert. Mir kam es wie eine Ewigkeit vor bis wir wieder im Licht waren.

Unsere kleine Kneipkur wurde mit einem wunderschönen Panorama belohnt.

 

 

Und dann entdeckte Vic etwas, was uns vor Ehrfurcht erstarren ließ. Ich berichtete ja schon davon dass hier in der Nähe eine Erdrutsch eine Straße verwüstet hat und sie deshalb seit letztem Jahr gesperrt ist. Und wir konnten den Erdrutsch auf der anderen Talseite sehen.

Wir sind schockiert und fasziniert zugleich von dieser enormen Naturgewalt. Die Straße ist eine normale Verkehrstraße wie wir sie im Urlaub immer fahren und natürlich die Einheimischen. Gott sei Dank kam bei diesem Unglück niemand zu Schaden.

Aber die Situation macht nachdenklich, wie schnell kann alles vorbei sein. Man fährt nichtsahnend gut gelaunt durch die Gegend und plötzlich verschluckt dich die Erde ohne Vorwarnung.

Auf dem Hochpunkt unserer Melancholie lösten sich hinter uns zwei kleine Steichen am Hang und kullerten durch die Vegetation. (Wahrscheinlich von den vielen Eidechsen ins Rollen gebracht)

Wir nehmen so etwas ganz bewusst wahr, das können die ersten Anzeichen von einem Felsrutsch sein.

Wir sahen uns gleichzeitig an und ich fragte nur "zurück?" Und Vic antwortete mit einem knappen "Ja".

Es bestand in keinster Weise eine reelle Gefahr. Doch der Anblick des Felsrutsches vor uns und die Erfahrungen aus der Vergangenheit mahnten uns in Sekunden von Bruchteilen zur Vorsicht. Und wir beide haben diese Entscheidung unabhängig voneinander getroffen. Wir sind ein perfektes Team.

Geordnet traten wir den Rückzug in unseren Tunnel an, flink aber nicht panisch. Wir wateten erneut durch das knietiefe Wasser, allerdings waren unsere Sinne geschärft, wir hörten auf jedes ungewöhnliche Geräusch. Was in einem Tunnel mit knietiefen Wasser und zwei Menschen die dort durchplanschen ein Kunststück ist. Wir fühlten uns aber sicher und erblickten bald das andere Ende des Tunnels. Ein kleines aber feines Abenteuer. Für uns war es die letzte Tour auf Gomera, leider. Morgen tauche ich noch ein bisschen tiefer ab, es geht Schnorcheln im Meer.

Nach dem El Tunel mussten wir erst einmal den halben Tunnelinhalt aus unseren Schuhen kippen. Das Gute an Wanderschuhen ist, sie sind in der Regel wasserdicht, es kommt aber auch kein Wasser wieder raus außer aus dem Schaft.

 

Unsere Watschuhe wurden kurzerhand zum Ersatzschuh umfunktioniert und es ging die Klackerstraße wieder bergauf.

Wer übrigens mal auf La Gomera campen möchte, in El Cedro gibt es den einzigen Campingplatz der Insel. Sehr rustikal und die einzige Dusche ist ein Duschkopf vor dem Restaurant mit super Aussicht aber null Privatsphäre, eine Freiluftdusche halt.

Ich hoffte noch, bitte lass uns kein Auto entgegenkommen aber es waren einige. Jetzt machte sich bezahlt, dass ich wie in jedem Urlaub die Seitenspiegel vom Mietwagen so tief einstellte, dass ich bequem vom Fahrersitz aus die Hinterräder am Boden im Spiegel sehen kann. Das ermöglicht mir das Rangieren an Felskanten bis auf wenige Zentimeter ohne etwas schätzen zu müssen. Da drin bin ich nähmlich ziemlich schlecht und wer sich hier verschätzt fällt tief. Zusätzlich hing Vic wie immer halb aus dem Beifahrerfenster und gab mir an wie weit ich noch an den Abgrund kann um an den anderen Autos vorbei zu kommen.

Ich vertraue ihr in solchen Situationen blind, wenn sie sagt da ist noch ein Meter Platz dann ist da ein Meter Platz, egal was mir meine Wahrnehmung sagt. Dieses Vertrauen habe ich nur zu einer Person in meinem Leben.

Und wie ein Schweitzer Uhrwerk, wo jedes Zahnrad perfekt in das andere greift, passierten wir die engen Serpentinen ohne irgendwo abzustürzen oder ein Auto zu Rammen.

Das war die letzte große Tour für uns auf La Gomera, morgen geht es wie gesagt Schnorcheln und ich hoffe auf ein paar schöne Unterwasserfotos. Und am Donnerstag treten wir leider schon unsere Heimreise an.

 

Gute Nacht Liebes Tagebuch

 

 

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