Gestern haben wir ja schon einen Plan für die heutige Tour geschmiedet. Es soll zu einer Felsenkapelle in den Bergen von Fuerteventura gehen. Die Tour soll nur ein kleiner Auftakt sein für größere Runden. Warum das so wichtig für mich ist erzähle ich später.
Das Ziel ist die Ermita Virgen del Tanquito, ein Wallfahrtsort für viele Einheimische. Gerade im Zeitraum März/Juni sollen zahlreiche Pilger hier hinauf Wandern um Wünsche und Träume bei der heiligen Jungfrau zu hinterlassen. Dafür gibt es in der Felsenkapelle ein Extra Buch. Wir sind kein Stück Religiös aber andere Kulturen Interessieren uns einfach. Abgesehen von der Heiligen Jungfrau, sind die nicht immer heilig und trotzdem Schwanger? Sehe ich diesen Ort eher Historisch.
Die Ureinwohner von Fuerteventura haben den alten Felsblock der Kapelle schon angehimmelt und als heilig verehrt. Lange bevor die Christen sich dachten da machen wir eine Mords Story draus mit Jungfrau und so. Ach ja und ein Kriegsheld aus Christlichen Tagen spielt da auch noch eine Rolle. Ich kann mir nur leider nicht jede Info Tafel merken, deshalb alle angaben ohne gewähr.
Meiner Meinung nach ist dieser Ort, seit der Ursprünglichen Bevölkerung von Fuerteventura so belieb, weil es hier oben einfach eine Quelle gibt. Wer nachfolgende Bilder genauer betrachtet wird feststellen, nach Wasser sieht es in dieser Gegend nicht unbedingt aus. Das gilt auch für viele Orte in Deutschland. Historische Plätze die vom Ökonomischen Interesse der Urbevölkerung waren wurden von unterschiedlichen Religionen nicht nur Ökonomisch sondern auch gleich Kulturell adaptiert. Jetzt aber zu unserer Heutigen Tour.
Am Startpunkt des kleinen Trails stehe ich nun mit Vic und wir Blicken in das Bergmassiv. Das ist unsere erste Tour auf Fuerteventura und wie immer auf der ersten Tour im Urlaub bin ich total eingeschüchtert. Trotz der vielen Trails auf den Kanaren ist der erste immer der schwierigste für mich. Die Berge schüchtern mich massiv ein, man könnte sagen sie machen mir sogar Angst. Obwohl ich so viel schöne Erlebnisse mit ihnen verbinde. Man schaut einfach in eine Felsenlandschaft ohne erkennbare Wegführung (aus der Ferne) und das Ziel sieht unerreichbar aus. Und um so kleiner wirkt das Ego.
Die ersten Schritte fallen schwer weil der Kopf noch nicht auf dem Trail ist. Ich denke zu viel nach, ist das bei 29 Grad überhaupt machbar, was ist wenn usw.
Und dann beginnt das Wunder. Mit jedem schritt und jedem Höhenmeter steigt die Begeisterung. Der Kopf wird frei, der Blick gleitet durch die Berge und ein unheimliches Freiheitsgefühl entfaltet sich. Man ignoriert den Schweiß und auch das Gefühl was ist wenn doch was passiert. Ich laufe schnaufe, verfluche den nächsten Anstieg und bin Glücklich.
Vic und ich laufen schweigend vor einander her, eine Unterhaltung ist aufgrund des massiven Windes sowieso nicht möglich. Im Endeffekt geht jeder seinen eigenen Weg und doch geht man ihn zusammen. Man kann den Wanderpartner nicht die Strapazen abnehmen, genauso wenig kann man sein persönliches Glück teilen. Aber in einer tiefen Verbundenheit empfindet man doch das gleiche. Und so stapfen wir durch das Niemandsland.
Kurz vor dem Ziel steht plötzlich ein Zaun im Weg. Als gute Deutsche sind wir sehr irritiert und unternehmen keine Anstalten die Grenze des Kleinbürgertums zu überschreiten. Aber es reizt schon. Wir konsultieren noch einmal den Reiseführer und dort steht auch etwas von einem Zaun aber nicht ob man ihn passieren darf. Es gibt einen merkwürdigen Riegel der mit Gewalt das Tor verriegelt aber es ist kein Schloss vorhanden. Ich ziehe einfach mal mit viel Gefühl an dem Ding und überlasse der Jungfrau im Felsen die Entscheidung ob wir passieren dürfen oder nicht. Und zack ist das rostige Tor offen.
Was wir vor Ort sehen ist wenig Spektakulär. Es gibt einen Grillplatz, die besagte Quelle und natürlich die Felsenkapelle, die mehr eine Nische mit Holztür ist. Aber trotzdem ist es wunderbar hier an diesem Historischem Ort zu stehen. Er bedeutet vielen Menschen etwas, und uns auch. Unsere erste Tour auf Fuerteventura ist kein Meilenstein der Trecker Geschichte, aber die Tour hat uns Glücklich gemacht und darum geht es.
Etwas merkwürdig sind nur die vielen Badewannen vor Ort. Gibt es hier etwa so viel Wasser das die ganze Dorfbevölkerung aufsteigt um sich zu säubern?
Der Abstieg verlief total ruiniert und wir sind wieder gut im Tritt und Kopf. Jetzt ist der Kopf frei für neue Touren und die Berge machen mir keine Angst mehr. Dieses Ritual brauche ich jedes Jahr, aber ich bin froh darüber. So wird man nicht leichtsinnig und sieht seinen Erfahrungen nicht als Maßstab aller Dinge.
Wieder am Hotel können wir die Füße trotzdem nicht stillhalten und beschließen den Kite Surfern noch ein wenig zu, zu schauen. Dabei entdecken wir einen interessanten Nebeneffekt. Im Hotel legen sich die Leute in ein so genantes Spar. Wir stellen uns an den Strand und bekommen kostenlos ein Peeling durch die Starken winde und dem Sand. Wir wurden quasi Sandgestrahlt. Ausserdem gibt es eine Salzwasser Fußzonenreflexmassage durch den Wellengang und angespühlte Steine. Wer für einen Spar Geld ausgibt hat selber schuld. Die Natur bietet alles Kostenlos.
Auch wenn es mir schwerfällt ich muss mich kurz fassen. Mein letzter Blog Upload hat zwei Stunden gedauert weil es immer wieder Probleme mit dem W-Lan gab.
Morgen geht es weiter
In dem Sinne Gute Nacht liebes Tagebuch
PS: Deutschland hat gegen irgend jemand im Fußball gewonnen, aber das ist eher Vic ihr Spezialgebiet.
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