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Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele:
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Zitat
Wilhelm Busch

Geocaching

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Mittwoch, 2. März 2016

Projekt Gold Tag 2 im Harz

Beim ausgiebigen Frühstück schauten wir aus dem Fenster und beobachteten durch doppelt verglaste Fenster was für jeden Wanderer ein Alptraum darstellt. Draußen fegt Schneeregen durch die Landschaft und die Baumwipfel biegen sich im Wind. Und das alles bei Außentemperaturen von knapp über Null. Das sind einfach klimatische Bedingungen, die Gift für die Knochen sind, die Nässe gepaart mit Kälte und verstärkt durch Wind wird in jede Faser unseres Körpers eindringen, so schießen mir die Gedanken beim Blick durch das Fenster und mit einem Leberwurstbrötchen in der Hand durch den Kopf.

Unsere Motivation hält sich in Grenzen. Ich sehe das Projekt Gold ernsthaft in Gefahr. Auf unserer geplanten Tour stehen 5 Stempel, ca. 13 km und etliche Höhenmeter auf der Uhr.
Alles Jammern hilft nichts, wir rödeln auf und begeben uns zum Startpunkt der Tour. Wie auf Kommando hört der Schneeregen auf und die Sonne lässt sich sogar gelegentlich im grauen Einerlei des Himmels erkennen. Die Stimmung steigt und wird sofort wieder auf die Probe gestellt. Der Starpunkt ist nicht zugänglich weil das Areal wegen Baumfällarbeiten gesperrt ist.
Kurzerhand wird die Karte konsultiert und die Route umgeplant. Und wieder sehe ich das Projekt Gold in Gefahr.

Langsam setzen wir uns in Bewegung und stapfen über befestigte Forstwege durch den Wald. Und das zieht sich sehr langsam hin. Die Monokultur des Waldes gepaart mit der Monotonie eines Forstweges machen Zeit relativ, relativ lang.
Endlich verlassen wir die Schottenpiste und begeben uns auf einen schönen Stieg mit moosbewachsenen Felsen, immer bergauf. Doch dann tut sich ein erneutes Problem auf das uns noch öfter begleiten soll.
Noch vor ein paar Tagen lag hier überall Schnee, aber die Temperaturen sind tagsüber auf über Null Grad angestiegen. Man muss kein Wissenschaftler sein um sich auszumalen was dann passiert. Der Schnee schmilzt, aber die Temperaturen sind Nachts noch deutlich unter Null Grad und der ganze Mist friert wieder ein. Und das immer im Wechsel.
Das sorgt regional für massiv vereiste Wege.

Und so ist auch unser romantischer Stieg von der Laune der Natur betroffen. Nasse Steine und Baumwurzeln sind schon Garanten um sich mit dem Allerwertesten in den Dreck zu setzen. Doch wenn ein solches Terrain mit einem dicken Eispanzer überzogen ist, sind Schlittschuhe sinniger als Bergstiefel.

Im Tippelschritt schlitterten wir bergauf. Das ist besonders belastend für die Gelenke, ständig rutscht unverhofft ein Fuß wech und man muss alle Muskeln anspannen um nicht den Spagat auf der Baumwurzel zu vollziehen. Mal abgesehen davon das keiner von uns anatomisch in der Lage ist einen Spagat ohne tödliche Verletzungen durchzuführen.
Aber landschaftlich ist es total schön.

Als wir die Wolfsklippen erreichten konnten wir auch gleich unseren 16 Stempel in das Heft drücken. Und das bedeutet wir haben die Silberne Wandernadel erreicht. Mir persönlich gab das einen Motivationsschub und weiter ging es durch Wald und gefrorener Piste.

Wir erreichten bald eine Kreuzung wo es links zu Ferdinands Stein geht, wo sich auch die nächste Stempelstelle befindet und rechts geht es auf unseren Trail.
Doch die komplette Kreuzung ist gefroren. Ein mehrere Zentimeter dicker Eispanzer überzieht die komplette Kreuzung  und die abzweigenden Wege. Durch den ständigen Schmelz-Gefrier Prozess ist das Eis zu einer spiegelglatten Bahn geworden auf der jede Hockey Mannschaft eine Meisterschaft austragen würde.
Wir schlagen uns abseits der Wege hoch zum Ferdinand Stein. Hier oben herrscht nicht nur derber Kahlschlag sondern auch eine steife Brise. Landschaftlich ist das nicht wirklich schön, nur die bizarren Eisgebilde auf dem Wanderweg üben eine gewisse Faszination aus.
Nach dem Stempeln machten wir uns rasch auf zum Abstieg. Wieder mit der Option einen anatomisch nicht möglichen Spagat zu fabrizieren.

An der besagten Kreuzung machen wir eine kleine Pause, und ein hammer Ausrüstungsgegenstand kommt zum ersten mal zum Einsatz. Das selbstaufblasbare Sitzkissen. Wir werden auch nicht jünger und das im nassen Gras Sitzen und dabei einen kalten Arsch zu bekommen um dass mit Naturverbundenheitheit zu rechtfertigen ist einfach vorbei.
Ein weiterer Wanderer passiert während unserer Pause schnaubend den Eiskanal, wir grüßen uns und nur durch Blickkontakt tauschten wir Emotionen aus. Er wusste was auf uns wartet und wir wussten was er schon durch hat. Das mag ich am Wandern, man trifft Menschen die das Selbe durchmachen wie du. Viele Worte sind nicht notwendig. Nur ein Lächeln, ein ernsthaftes Lächeln. Herrliche kleine heile Welt, abseits vom Wahnsinn was sich Leben nennt.
Alle Romantik hilft  nicht, wir müssen den Eispanzer überwinden. Kurz überlegen wir ob wir nicht auf den Sitzkissen einfach runterrutschen. Doch wenn die Teile kaputt gehen haben wir wieder einen kalten Arsch. Also keine Option.
Halb durch den Wald und sehr unästhetisch bewegen wir uns durch das Terrain. Tatsächlich haben wir es ohne Oberschenkelhalsbruch geschafft die Passage zu meistern.
Und dann ging es total unkompliziert weiter, immer über Forstwege und das nervt.
Doch um Langeweile zu vermeiden hat Petrus einen tollen Einfall. Er lässt es einfach mal regnen, und steigert die Intensität kontinuierlich. Aber ab und zu gibt es einen Lichtblick, die Sonne kommt für einige Minuten durch die Wolken. Das hält den Regen aber auch nicht auf.
Wir sind gut gerüstet und trotzen dem Wetter gekonnt.

Als wir den letzten Stempel für heute erreichen sind wir überglücklich. Und Petrus dachte sich, das kann ja nicht angehen und zauberte ein Schneegestöber aus der Kutte. Gott sei dank gab es an der Stempelstelle eine Schutzhütte und wir suchten Schutz.
Nach kurzem Abwettern geht es weiter, aber da gibt es noch ein Hindernis.
Die alten Baumschubser haben wieder ein Areal abgeriegelt. Also geht es weiter über Forstpisten zurück zum Hotel. So langsam habe ich den Forstpistenblues. Das Gelatsche geht auf die Knie und ist langweilig.
JEHAAA wir haben unser Tagesziel erreicht, 5 Stempel. Wir haben Silber sicher und es fehlen noch 4 Stempel für Gold.

Gute Nacht liebes Tagebuch

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