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Zitat
Wilhelm Busch

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Sonntag, 28. Juni 2015

La Gomera Tag 3 Arguayoda und La Rajita

Vic hat gestern für uns mit dem Rother Wanderführer eine Tour geplant. Es handelt sich um die Tour 16 im Rother La Gomera von 2014. Eine kleine beschauliche Tour für den Einstieg. Es gilt ein paar Höhenmeter zu überwinden aber laut Beschreibung sollte das für uns einfach machbar sein. Irgendwie kam dann doch alles anders und nach der Tour sagten wir uns "schön noch am Leben zu sein".

Doch zuvor noch eine kleine Anekdote vom Frühstück. Ich war heute Morgen auf der Suche nach Saft am Buffet und fand eine Zapfsäule voll mit Tomatensaft. Ich beäugte das Konstrukt ein wenig und entdeckte neben dem Gerät mehrere Wodka Flaschen. Man kann sich hier im Hotel schon am Morgen mit einer Bloody Mary in die ewigen Jagdgründe schießen, verrückt. Ein Sektfrühstück auf russisch.

Nach dem Frühstück präparierten wir unsere Körper noch mit Lichtschutzfaktor 50 und rödelten unser Gepäck auf. Wir waren das erste Mal mit unserer Designfehlstudie alisas Mietwagen oder auch liebevoll Polly genannt unterwegs. Erstaunlicherweise fährt sich das hässliche Entlein erstaunlich gut. Nach ca. 45 Minuten erreichten wir den Ort Arguayoda, der aus drei Häusern und einer Kirche mitten im Nichts besteht. Sehr idyllisch.

Bei bestem Wanderwetter schlendern wir über eine gut markierte Piste und lassen unsere Blicke über die Barrancos (tiefe Schluchten) wandern und stiefeln fröhlich vor uns hin. Wir haben 28°C und der Himmel ist bedeckt so das die Sonne uns nicht verbrutzelt.

Nach kurzer Zeit kommt ein Abstieg in den Barranco über enge Serpentinen. Der Weg besteht aus vielen angehäuften Steinen. Solche Wege begeht man wie ein Schachspieler, man denkt schon drei Schritte im Voraus. Es gibt einfach keine geraden Trittflächen, man steigt von Stein zu Stein. Aber der Weg ist gut befestigt und langsam aber sicher steigen wir die fast 400 Höhenmeter ab.

 

Nach ca. einer Stunde befinden wir uns am Meer und können die Überreste einer alten Fischfabrik bestaunen.

 

Wir machen eine kurze Rast und genießen das Panorama. Laut unserem Reiseführer geht es jetzt einen Kilometer über eine Straße bis zu einer Bananenplantage. Der Weg ist ein wenig langweilig doch hätten wir gewusst was noch auf uns zu kommt hätten wir auch die Asphaltlatscherei noch mehr genossen.

 

Man beachte die Felswand auf dem Foto, von dort sind wir gekommen. Fast 400 Höhenmeter Berg ab.

Nachdem wir die Straße verlassen haben ging es Richtung Bananenplatage und von dort aus stiegen wir in das Bachbett des Barrancos. Ab hier gibt es keine Wegführung mehr. Wir klettern durch und um tonnenschwere Felsen. Unser Weg wird vorgegeben durch die hunderte Meter hohen Felswände links und rechts des Bachbettes.

Laut Reiseführer soll nach 30 Minuten (reine Gehzeit) eine Staumauer kommen von der ein Camino in die Steilwand des Barrancos führt. Wir sind jetzt schon eine Stunde ohne Pause unterwegs, keine Markierungen, keine Staumauer, nur ein paar Steinmännchen (Von Menschen etwa faustgroße Steine aufeinander gestapelt) zeugen von der Anwesenheit früherer Wanderer. Unter einem Felsvorsprung machen wir im Schatten eine Pause und studieren Karte und GPS.

Die Karte hilft nicht weiter, viel zu grobschlächtig und beim GPS ist die Kartenansicht ausgefallen, willkommen im Nirgendwo. Das alles stellt kein Problem dar, wir sind nur verunsichert ob wir den Ausgang aus dem Bachbett schon verpasst haben oder ob er noch kommt. Wir hatten schon einmal so eine Situation und da haben wir den Ausstieg verpasst und aufgrund dieser Erfahrung sind wir ein wenig beunruhigt.

Also vorwärts immer rückwärts nimmer machen wir uns weiter auf den Weg durch den Barranco. Und wir erreichen endlich die Staumauer. Wie der Autor des Rother Wanderführer auf 30 Minuten Gehzeit kommt ist uns schleierhaft, wahrscheinlich mit dem Finger auf der Karte aber nicht zu Fuß.

Unsere Wasservorräte sind mittlerweile auf 1/3 geschrumpft, wir sind mit 2,5 Liter pro Person gestartet. Der Planet brennt und die Felswände reflektieren die Sonne zusätzlich, es wird verdammt anstrengend.

Uns trennen noch 300 Höhenmeter auf ca. einen Kilometer Strecke zum Ausgangsdorf. Der Camino ist schwer in der Vegetation zu finden und wir laufen prompt in die falsche Richtung und wissen nicht weiter. Umkehren ist aufgrund unserer Wassersituation keine Option, aber einen Weg sehen wir auch nicht. Gefangen zwischen den Felsen ruhen und sammeln wir uns, unter einer Palme.

Ich reaktiviere meine Survival Kenntnisse und erlege mit meinem Schweizer Messer einen Kaktus. Der soll sehr schmackhaft sein und Energie liefern. Doch der scheiß Kaktus schmeckt total scheiße. Ja ich habe Kaktus gegessen, das Blatt und nicht die leckeren Feigen.

Plötzlich entdecke ich den weiteren Wegverlauf und wir klettern in der Wand immer höher.

An dieser Stelle zitiere ich mal unseren Reiseführer:"......30 Meter danach zweigt rechts der deutliche Camino nach Arguayoda ab. Er ist etwas ungepflegt aber gut begehbar und führt über Serpentinen Berg an."

Gut begehbar ist aber etwas anderes, der Weg ist oft durch Felsabgänge beschädigt. Oft passierten wir 20 cm. breite Passagen aus losem Stein. Klingt erst einmal nicht so schlimm doch wenn man links eine massive Felswand hat und es rechts 200 Meter ungebremst runter geht sieht man das etwas anders. Auf dem ganzen Weg muss man hundert Prozent konzentriert sein. Ein kleiner Ausrutscher bedeutet zwangsläufig den ungebremsten Weg ins Tal. Der gesamte Weg ist total unstabil, man kann sich nicht sicher sein ob der nächste Stein auf dem man tritt hällt oder ob man mit ihm in die Tiefe rauscht. Es gibt kein Netz und doppelten Boden. Wir setzen immer einen Fuß vor den Anderen, der Blick ist auf unsere Füße fokussiert Kein Blick nach rechts links oder oben. Langsam geht es bergauf und unser Stresslevel ist enorm. Aufgeben ist leider keine Option wir müssen hoch. Ich hätte die Situation gern fotografisch dokumentiert leider hatte ich in der Situation andere Sorgen. An einer Passage war es so extrem das ich eine Kletterweisheit angewendet habe, drei Extremitäten für den Berg und eine sucht den Weg.

Lange Rede kurzer Sinn das war gefährlich. Aber wir konnten uns auf einander verlassen und haben diese Situation gemeistert, im Nachhinein eine schöne Erfahrung. Das war mal wieder grenzwertig aber es zeigt Einem immer wieder auf, was wichtig im Leben ist. Fall nicht 200 Meter tief und genieße die kleinen Dinge im Leben.

Als wir Arguayoda ereichten ließen wir uns an einer Häuserwand mit Schatten einfach zu Boden fallen und aßen Weingummi, schmeckt auch besser als Kaktus.

Aber eine große Scheiße ist mir noch passiert. An meinen Meidl Watzmann Bergstiefeln löst sich die Sohle und das an Tag Eins unserer Wandertouren, ich könnt kotzen. Die sind gerade ein Jahr alt. In Deutschland könnte ich das reklamieren und hätte bald Ersatz aber hier ist unser Wanderurlaub in Gefahr. Ich versuche ein Sportgeschäft ausfindig zu machen um mir billigen Ersatz zu besorgen. Wenn das nicht klappt ist essig mit Wandern. Morgen ist Sonntag, Zeit für Recherche, so eine sScheiße.

Ich sage erst einmal gute Nacht liebes Tagebuch und schön das ich diese Zeilen tippen darf.

 

 

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